Die Höfe der Vorfahren vom Niederrhein

Die Vorfahren vom Niederrhein sind eng verbunden mit einigen direkt am Rhein gelegenen Höfen in unmittelbarer Nähe von Xanten. Die Zusammenhänge sollen hier dargelegt werden. Erschwert wird das allerdings durch die häufig vorkommenden Namenswechsel, durch alias-Namen und Wechsel des Nachnamens von Männern, die in andere Höfe einheirateten. Es war damals landesübliche Praxis, dass der Hofname einen höheren Stellenwert hatte als der Nachname des Mannes. Um den Hofnamen zu bewahren, nahmen einheiratende Männer den Hofnamen an und behielten ihren Geburtsnamen oft nur noch als alias-Namen. Ihre Kinder bekamen dann nur noch Namen des Hofes als Nachnamen.

Um die Übersicht zu bewahren werden im Folgenden jeweils neben dem Vor- und Zunamen der Personen im Fettdruck auch die ID-Nummern und das Geburts- und Sterbejahr mit angeführt. Am Ende dieser Zusammenstellung befindet sich die Zusamenstellung der verwandtschaftlichen Beziehungen der genannten Personen.

   

Der Mingvishof in Lüttingen

Der Stammvater der hier besprochenen Höfe ist Jakob op gen Wardt, genannt Scholten (* um 1620, ID r1336). Er wurde um 1620 oder einige Jahre früher geboren und lebte auf dem Mingvishof in Lüttingen. Seine Unterschrift ist in einem Ehevertrag von 1637 erhalten. Jakob ist der Stammvater der am Niederrhein weitverzweigten Familie Scholten.

Unterschrift des Stammvaters Jakob op gen Wardt aus dem Jahr 1637.

 

Auch sein Sohn Lubbert von gen Wardt (* um 1650 um 1696, ID r668) wurde Scholten genannt. Sein Enkel Cornelius Scholten (* 1681 1741, ID r334) ist der erste Nachkomme, bei dem der Familienname „up gen Wardt“ oder „von gen Wardt“ nicht mehr genannt wurde. Cornelius Scholten besuchte die Volks- und später die Stiftsschule in Xanten. Nach seiner Heirat verließ er bald den elterlichen Hof und siedelte sich im rechtsrheinischen Bislich auf dem Schwaen-Hof an. Dem Schwaen-Hof war auch eine Gastwirtschaft angeschlossen.

 

Der Schwaenhof in Bislich

Cornelius Scholten (* 1681 1741, ID r334) erwarb den Schwaen-Hof, weil der Vorbesitzer den Hof aus finanzieller Not verkaufen musste. Der Kaufpreis betrug 2.600 Taler klevisch. Außerdem hatte Cornelius die rückständige Pacht für zwei Jahre in Höhe von 480 Talern klevisch zu übernehmen.

Der Schwaen- und Portanghof auf der Bislicher Insel auf einer Flurkarte von 1789.

 

„De Schwaen“ war auch eine Gaststätte, in der die Kanoniker des Xantener Stifts beim Überqueren des Rheins gerne einkehrten. Nach dem Durchstich des Rheins in den 1780er Jahren, verlor der Hof an Bedeutung und wurde zu einer Kate. Zum Niedergang hatte auch der 7-jährige Krieg beigetragen.

 

Der Arntzhof in Wardt

Der Arnzthof war ein sehr alter Hof im höher gelegenen Nordteil von Wardt. Bereits 1606 wurde ein „Derrick Arntz by de Kercken“ urkundlich erwähnt. Der Hof wurde um 1850 mit dem Marsenhof zum Marsmannhof zusammengelegt.

Die Tochter von Cornelius Scholten, Margaretha Scholten (* 1722 1788, ID r167) heiratete Theodor Timmermann (* 1731 1784, ID r166) und zog ins nahegelegene Wardt auf den Arntzhof.

Die nebeneinandergelegenen Hofplätze Cammanns-, Marsmann- und Arntzhof (unten von links nach rechts) im Jahr 1697. Links im Bild ist der Verlauf des Rheins zu sehen.

 

Das Ehepaar Theodor Timmermann (* 1731 1784, ID r166) und Margaretha Scholten (* 1722 1788, ID r167) hatten 5 Kinder, von denen sich aber nur das älteste Kind Anna Lucia Timmermann (* 1756 1785, ID r83) verheiratete. Dadurch wurde der Grundstein für langjährige Erbstreitigkeiten um den Arntzhof gelegt.

Anna Lucia Timmermann (* 1756 1785, ID r83) heiratete Johann Theodor van Husen (* 1759 nach 1801, ID r82) vom Steintjenshof in Wardt und verzog dorthin. Das Ehepaar hatte nur ein Kind namens Anna Margarethe van Husen (* 1783 1851, ID 41) bevor die Mutter kurz darauf starb. Da alle Geschwister der Verstorbenen unverheiratet und kinderlos blieben, stand der gesamte Arntzhof, die Ländereien und das Vermögen allein Anna Margarethe van Husen (* 1783 1851, ID 41) und ihrem Mann Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) nach dem Ableben der kinderlosen Geschwister Timmermann zu.

Die potentiellen Hoferben Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) und Anna Margarethe van Husen (* 1783 1851, ID 41) bewirtschafteten zwischenzeitlich bis zum eintretenden Erbfall einen Hof in Xanten. Doch die kinderlosen Geschwister Timmermann machten dem Paar einen Strich durch die Rechnung. Sie setzten alles in Bewegung, damit Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) und seine Frau den Arntzhof nicht übernehmen konnten. Um die Hofübernahme zunächst zu verzögern, setzten sie sich gegenseitig als Erben bis zum Tod des Längstlebenden ein. Als dieser Fall im Jahr 1841 eintrat, war Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) aber bereits mit 65 Jahren in einem weit fortgeschrittenen Lebensalter.

 

 

 

 

 

In diesem Haus in der Ortstraße in Xanten wohnten Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40)  und Anna Margarethe van Husen (* 1783 1851, ID 41). Sie warteten dort vergeblich auf die ihnen erbrechtlich zustehende Übernahme und Bewirtschaftung des Arntzhofes in Wardt.

Unten: Die Unterschrift des Ehepaares aus dem Jahr 1844.

 

Die Testamente der Geschwister Timmermann legten ferner fest, dass der Arntzhof nicht an Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) und seine Frau, sondern an einen anderen Bewohner von Wardt gehen sollte. Mit ihm waren sie weder verwandt noch verschwägert. Diesem wurde nur zur Auflage gemacht, dass er lediglich eine Abstandssumme an Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) zahlen sollte. Dafür musste Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) notariell beglaubigt auf alle Ansprüche auf den Besitz des Arntzhofes verzichten. Die langjährige Zermürbungstaktik der Geschwister Timmermann ging schließlich auf und Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) verzichtete auf Grund der jahrelangen Streitereien und in Anbetracht seines fortgeschrittenen Alters auf den Arntzhof. 

Das schlechte Gewissen der Geschwister Timmermann, Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) und seine Frau aus dem ihnen zustehenden Hoferbe gedrängt zu haben, spiegelt sich im Testament der beiden Längstlebenden wieder. Aus dem Kirchenbuch von Wardt geht hervor, dass sie um ihr Seelenheil fürchteten und der Kirche Ländereien vererbten: „ … hat dieselbe gemäß Testament vom 22ten September 1839 aufgenommen von Notar Leunenschloß nach, die Hälfte des ihr zugehörigen Stück Ackerlandes in der Bürgermeisterei und Gemeinde Wardt … zu 3 Morgen 68 Ruthen 30 Fuß an die hiesige Kirche unter die Bedingung gestellt, daß dieselbe gehalten sein soll, jährlich durch den zeitlichen Pfarrer zum Troste ihrer Seele, so wie der ihrer Geschwister hierfür zwei Messen lesen zu lassen … Genehmigt  von der bischöflichen Behörde zu Münster am 10ten Januar 1840 und von der königlichen Regierung zu Düsseldorf am  20ten Februar 1840.“

Auszug aus dem Totenbuch der Gemeinde Wardt und

der Beschreibung der Kirchenstiftung von Sibylla Timmermann,

der Tante von Anna Margarethe van Husen (* 1783 1851, ID 41).

 

Der Marsmannhof in Wardt

Die Eltern von Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40) stammten vom Marsmannhof in Wardt. Wardt lässt sich unterteilen in den höher gelegenen Nordteil und den durch die Straße „Buureneend“ davon getrennten tiefer gelegenen südlichen Teil. Im nördlichen Teil ist einer der Höfe der Marsenhof, der aus der Zusammenlegung des Marsmannhofs und des Arntzhofs hervorging.

Auch auf diesem Hof lebten die Vorfahren von Maximilian über viele Generationen. Bereits 1571 wurde der Hof „an gen Wardt“ durch einen Wessel angen Wardt erbaut. Ob er ein direkter Vorfahre ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht war Wessel Marsmann (* um 1640 1669, ID 652) sein Enkel. Mit ihm beginnt die Reihe der nachweisbaren Ahnen. Aus dem Jahre 1686 sind großen Lasten überliefert, die der Hofherr an den Grundherren jährlich abzuliefern hatte: Der Hof „Milden angen Mars“ oder „Marsmannhof“ war 39 Maldersat groß und beschwert mit schweren Diensten, Erben- und Deichgeld. Die Abgaben beliefen sich auf 1 Malter 7 Spint Roggen, 2 Scheffel Weizen, 2 Malter und 2 Spint Gerste, 3 ½ Scheffel Hafer und 1 Malter Buchweizen.

Der nächste Hofbesitzer war Sohn Wilhelm Marsmann (* 1668 1704, ID r326) und der Hof ging dann über seine Tochter Susanna Marsmann (* 1705 1746, ID r163) an seinen Schwiegersohn Albert Elbers (* um 1705 1770, ID r162) über. Auch dieses Ehepaar hatte keine männlichen Nachkommen und so erhielt ihre Tochter Ida Elbers (* 1738 1806, ID r81) den Marsmannhof. Sie vermählte sich mit Hermann Hegmann (* um 1736 1796, ID r80). Er ist Vater des schon unter dem Arntzhof beschriebenen Albert Hegmann (* 1776 1847, ID 40). Die Hegmann waren ein alteingesessenes Bauerngeschlecht am Niederrhein. Leider konnte bisher noch keine Verbindung zwischen den Vorfahren von Hermann Hegmann (* um 1736 1796, ID r80) und diesem Geschlecht hergestellt werden.

 

Der Steintjenshof in Wardt

Die Besitzer dieses Hofes lassen sich zurückverfolgen bis zur Anlegung der Kirchenbücher von Wardt. Bewirtschaftet wurde er von Heinrich Steinjens (* um 1650, ID r1326 und ID r1334). Erbtochter Sibylla Steintjens (* 1681 1717, ID r663 und ID r667) heiratete 1700 Theodor Wyntjens (* 1672 nach 1717, ID r662 und ID r666), der nach der landesüblichen Sitte auch den Hofnamen Steinjens führte.

Der Hausplatz des Steintjenshofes im Jahr 1697

im Zehntatlas des St. Viktorstiftes in Xanten.

 

Ihre Tochter Christina Steinjens, Wyntjens (* 1703 nach 1743, ID r331) übernahm den Hof gab ihn dann weiter an ihre Tochter Sybilla Steinjens oder Funk (* 1732 nach 1759, ID r165). Der Nachname Funk stammte von ihrem Vater. Von ihr erbte ihr Sohn Johann Theodor van Husen (* um 1756 1785, ID r83) den Wintjenshof. Er ist der Vater der unter dem Arntzhof bereits beschriebenen legitimen Hoferbin des Arntzhofes Anna Margarethe van Husen (* 1783 1851, ID 41).

 

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Verwandtschaftliche Beziehungen der direkten Vorfahren auf den Höfen in Wardt

vorangestellt ist die ID Nr. nach Kekulé

Literatur:

- Bork, Konrad: Der Arntzhof in Wardt. Gedruckte Schrift, um 1940.

- Kirchenbücher der Pfarrei Wardt.

 

erstellt: 2022-10-29

ergänzt: 2022-12-05